Episode 13: Das Leben bietet einiges ...

So gut wie die Hälfte von unserer geplanten 3-Monatigen Auszeit im Sommer 2017 hatten wir nun hinter uns. Je mehr Tage vergingen, desto mehr wollten wir, dass unser eigentliches Abenteuer (die Weltumsegelung) startet. Wir wussten aber auch, dass wir dafür noch einiges zu tun hatten. Man merkt erst, wenn man auf dem Schiff lebt und es benützt, wo es noch «Handlungsbedarf» gibt. Angefangen beim Geld, Reparaturen am Schiff und natürlich noch viele Ausstattungsartikel müssen besorgt werden. Nun ja, dass wir dann noch einige weitere Monate bzw. Jahre sparen müssen, war uns klar.
Wir dachten natürlich häufig an unsere weiteren Monate. Wo lassen wir Girasole stehen? Was müssen wir noch besorgen? Wie viel Geld sollten wir uns als Budget ansparen? Was wäre wenn? Und, und, und, …

Abgesehen von den vielen Fragen, die uns beschäftigt haben, waren wir ja noch weiterhin unterwegs. Wir genossen das Schwimmen, in der Hängematte zu liegen und das mehrheitlich schöne Wetter. An einem eher bewölkten Tag waren wir mit zwei Freunden unterwegs von der Südspitze der Insel Cres nach Zadar. Als wir dann auf einmal auf Höhe der Insel Olib hinter uns eine dicke Gewitterwolke mit einer Wolken-walze sahen. Diese Gewitterwolken-walze war sehr groß und furchteinflössend. Wir waren erstaunt, wie schnell sie auf uns zu kam. Wir überlegten kurz und beschlossen schnellstmöglich eine schützende Ankerbucht zu suchen. Ob wir dies rechtzeitig schaffen, wussten wir nicht. Zum Glück gab es an der Südspitze von Olib eine grössere Bucht, welche breit genug war und wir so mit ruhigem Gewissen viel Ankerkette werfen konnten. Dies schafften wir noch rechtzeitig. Diese Wolken-walze war sehr eindrücklich, in den Bergen sieht man so etwas nie. Auf dem Meer ist ein Gewitter schon nochmals eine andere «Hausnummer». Es fühlt sich alles viel grösser bzw. gewaltiger an. Auf einem Boot dem Wind und den Wellen ausgesetzt ist es einfach was anderes. Wir hatten zuvor wenig Wind und je näher diese Walze kam, desto stärker wurde er. Wir beobachteten genau. Natürlich auch unseren Anker, ob er auch gut hielt. Schlussendlich haben wir alles heil überstanden, der Anker hat gut gehalten und wir genossen einen «After-Storm-Mojito».
Mit Gewittern hatten wir auch mal eine etwas schlechter ausgehende Geschichte. Nun ja, … verletzt hatten wir uns nicht aber in einer Bucht, welche uns vor «Bora» (=Starkwind in Kroatien) schützen sollte, bekamen wir starke Fallböen zu spüren. Auch da hat unser Anker zum Glück gut gehalten. Allerdings haben sich unsere Solarpannels verabschiedet, welche wir auf unserem Bimini (Sonnendach) montiert hatten. Das Bimini selbst, wurde vom Wind eingerissen und wir mussten dann anfangs Nacht die Pannels demontieren, welche schon halb im Meer lagen. Der nächste Tag war dann ein Näh-tag. Ich holte meine Nähmaschine raus und versuchte mit irgendeinem Stück Stoff, den Riss zu nähen. Schön wurde es nicht, aber es hat dann den restlichen Sommer seinen Dienst getan.
Als wir unsere Freunde dann nach wenigen Tagen zurück nach Sukosan in den Hafen brachten, wo sie ihr Auto abgestellt hatten, entschieden wir uns, da unsere Ankerwinde zu reparieren. Die letzten paar Male ankern haben unserer Winde einiges abverlangt. Wir hatten das Gefühl, dass sie nächstens den Geist aufgibt. Sie bereitete uns schon seit längerem Kopfschmerzen, da sie nicht mehr so rund lief. Ständig sprang uns beim Ankermanöver die Kette über oder blockierte beim rauf holen. Lukas meinte, dass einige Gewinde im Aluminiumgehäuse ausgeschlagen waren. Da wir mehrheitlich Ankern wollten und auch vom Budget her müssten, wollten wir sie so schnell wie möglich reparieren. So eine Übernachtung im Hafen war teuer (in Kroatien für unsere Bootslänge je nach Hafen ca. 80-100 € pro Nacht). Die Winde bauten wir aus und gaben sie einem Fachmann mit, damit er sie schweißen konnte. Allerdings war dies äußerst schwierig und sehr teuer, also entschieden wir uns das gleiche Modell neu zu kaufen und die alte Winde für Ersatzteile zu nehmen. Allerdings war «Ferragosto» und die neue Winde war eine italienische Marke und deshalb leider nicht lieferbar in der nächsten Woche. So mussten wir einige Tage im teuren Hafen ausharren und warten bis unsere neue Ankerwinde geliefert wurde. Die Zeit nutzten wir für einen Großputz und weitere kleinere Arbeiten.

Da wir einige Tage blieben, hatte uns der Hafen einen Platz neben Schiffen gegeben, welche einen Dauerliegeplatz hatten. So parkierten wir unsere Girasole neben einem Schiff, welches Marlene heißt. Die Eigner von Marlene heißen Bernd und Karin. Ein sehr nettes deutsches Paar. Sie dachten am Anfang nur: «Da kommt ein Italiener und parkiert neben uns, …. Wird das gut gehen?». Als wir neben ihrem Schiff in die eher zu kleine Parklücke neben ihnen parkiert hatten, (was Lukas ausgesprochen gut gemacht hatte J) merkten sie schnell, dass wir Deutsch sprachen und nicht die ganz typischen Italiener waren. In den Tagen danach kamen wir immer öfter ins Gespräch, tranken ein paar Bierchen miteinander und quatschten über Gott und die Welt. Wir erzählten ihnen natürlich auch unser Vorhaben und sie waren sehr begeistert. Es entwickelte sich eine gute Freundschaft. Natürlich kam dann auch wieder der Tag des Aufbrechens. Wir wollten weiter Richtung Norden, tauschten Nummern aus und wir waren sicher, dass wir uns irgendwo und irgendwann wiedersehen werden.
Unser Weg ging von Sukosan nach Pula. Dort erwarteten wir erneut einen Kumpel, der mit uns eine Woche mitsegeln wollte. Auf den Weg dahin haben wir uns noch mit unserem Segellehrer Tom in Verbindung gesetzt. Er war natürlich wieder in Kroatien mit ein paar Schülern unterwegs. Wir fragten, wo sie denn gerade waren und machten eine Bucht ab, wo wir uns treffen konnten. Wir waren etwas früher dran und ankerten deshalb bereits. Tom mit seinen Schülern kam dann abends zu uns und legte sich längsseits an unsere Girasole. Wir quatschten und genossen den trinkfreudigen Abend. Am nächsten Morgen machten wir einen gemeinsamen Segelausflug. Es war eine Art Regatta zwischen uns und unserem Segellehrer. Er hatte immer Spaß daran. Nur waren wir hoffnungslos unterlegen, denn er packte seinen Spinnaker aus und fuhr an uns vorbei. Da konnten wir einfach nicht mithalten, so was hatten wir noch nicht.
Auch diese Tage vergingen zügig und auch da war es wieder so weit Abschied zu nehmen und unseren Kurs Richtung Pula wieder aufzunehmen.
Weiter im nächsten Blog …
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